Sonntag, 23. März 2014

Kinder haften für ihre Eltern

Es gibt drei Fachrichtungen im Bereich der Ärzteschaft, die ich einmal im Jahr aufsuchen sollte: Zahnarzt, Gynäkologe und Dermatologe. Einer dieser Kontrolltermine stand an - dass ich kein Fan von bin, brauch ich glaub mittlerweile nicht mehr zu erwähnen. 
Als ich das Wartezimmer betrat, strahlten mich zwei kleine blaue Augen an, die zu einem wirklich sympathischen kleinen Zwerg gehörten. Wir waren sofort auf einer Wellenlänge und hielten einen kurzen Smalltalk miteinander während ich mich setzte. 
Außer dem Kleinen und mir waren noch zwei Erwachsene anwesend. Er stellte sie mir sofort vor. Also das heißt, er zeigte mit dem Finger auf den Mann und sagte: "Mama!" 
Ich schlussfolgerte messerscharf, dass die anwesende schwangere Frau dann wohl sein Papa sei. Er lachte, ich lachte und seine Eltern schauten etwas betreten. Die Frau, ich nenne sie jetzt mal der Einfachheit halber Mama, auch wenn der Knirps anderer Ansicht war, beschloss dann wohl still für sich, dass ihr Sohnemann nun genug mit mir geplauscht hatte. Sie rief laut und deutlich: "Levin!" und Levin hüpfte einmal quer durch das Wartezimmer zu seinen Eltern. 

(Sollte das jetzt jemand lesen, der selbst Kinder hat, und die Möglichkeit besteht, dass er oder sie sich in den folgenden Zeilen wiederfindet, dann möge er oder sie mir verzeihen oder die Alternative wählen: Den Post hier verlassen, vielleicht irgendwas über meine Nachbarn zu lesen oder mal bei Facebook kurz checken, obs was neues gibt.)

Wie gesagt, Levin hüpfte und rannte zu seinen Eltern. Es entspann sich daraufhin der folgende Dialog zwischen Mutter und Vater:
Mutter: "Hast du gesehen Schatz, er hüpft!"
Vater: "Ja Maus, ich sehe es, aber sagtest du nicht, dass das Kinder erst ab zwei Jahren können?"
Mutter ganz aufgeregt jauchzend: "Ja Schatz, das hatte ich gelesen, ist das nicht toll, er kann schon hüpfen!" 
Ich spürte wie mich zwei Augenpaare anstarrten - vermutlich nach Bestätigung winselnd - doch ich starrte wie angewurzelt in die "Für Sie" auf meinem Schoß und versuchte mich in Bauchatmung. 
Mutter, wieder ihrem Sohn zugewandt: "Dieses kleine Grübchen, wo hast du nur dieses kleine Grübchen her?"
Vater: "Na von dir Maus!"
Mutter kokettierend: "Neeeeein, ich hab doch sowas nicht." 
Vater: "Doch ganz klein auf der rechten Wange."
Mutter gluchsend: "Neeeeiiiiiin, ich habe kein Grübchen. Aber deine Mutter hat zwei Grübchen, vielleicht hat er sie von ihr."
Vater: "Stimmt, meine Mutter hat auch Grübchen."
Ich bin versucht dazwischen zu schreien, dass Levin die Grübchen wahrscheinlich von seinem leiblichen Vater hat, verkneife mir den Einwurf aber und starre weiterhin auf die "Für Sie".
Vater: "Was ich mich immer frage, von wem er diese spitze Schnute hat, die er immer zieht. Schau!! Jetzt, schon wieder!"
Mutter: "Ich glaube, das ist einfach er!" Aha! 

Levin kam wieder zu mir gelaufen. Aber seine Mutter war schneller und packte ihn kurz bevor er sein Ziel erreichte. 
"Lass die Frau mal in Ruhe lesen mein Schatz." 
Ich wollte noch erwidern, dass Levin der einzige hier im Raum war, der mich in Ruhe lesen lies, verkniff es mir aber und spürte einen Anflug von Mitleid für den Zwerg. 
Die drei wurden aufgerufen und verließen das Wartezimmer. Levin wurde beim Hinausgehen von seinem Vater noch angehalten, alle Lampen im Flur zu zählen und ich dachte bei mir: "Armer Levin, das werden harte Jahre für dich."

Ich wünsche euch noch einen schönen Sonntag und falls ihr Grübchen habt: Es war immer der Gärtner!
Eure Koschka



Samstag, 8. März 2014

"Berta das Ei ist hart!"


Heute am internationalen Frauentag ließ ich mich beim Frühstück dazu hinreißen, über mein Frühstücksei zu meditieren. Ich merkte es nicht sofort. 
Es geschah wohl mangels Tageszeitung, das Küchenradio war ausgeblieben, die Katzen bettelten mal nicht um eine milde Gabe und der Nachbar verhielt sich ruhig. 
Spirituell gesehen befand ich mich im "Hier und Jetzt". Toll(e)! Das Ei war perfekt, das Eigelb weich, das Eiweiß hart.
Natürlich gibt es wichtigere Dinge, als ein Frühstückei, über die ich schreiben könnte. Ich will aber heute nicht. Basta. 
Stattdessen beginne ich, über Frühstücksei-Esser nachzudenken. Ich esse mein Frühstücksei immer mit Salz und immer vor allem anderen. Wenn das Eiweiß noch glibberig ist, würgt es mich. 
Mein Freund isst immer erst ein Brötchen, dann das Ei und dazu nochmal ein Brötchen. 
Eine Freundin isst zu ihrem hart gekochten Ei stets ein Marmeladenbrot. Mein Exfreund aß immer zum Ei Mayonnaise und dazu eine Leberwurstsemmel. Als ich mal erwähnte, dass ich das schon sehr speziell fände, antwortete er in vollem Ernst, er könne ja die Leberwurst nicht auch noch aufs Ei schmieren. 
Und meine Kollegin isst gar keine Eier, sie ist nämlich Veganerin. 
Und während ich so denke, merke ich, dass ich das Ei schon längst gegessen habe, und ich kann nicht mal sagen, wie es nun geschmeckt hat. Das war es dann wohl mit dem "Hier und Jetzt". Ich  mache das Radio an, Adel Tawil will irgendwen zurück haben, auf der Krim ist immer noch die Kacke am Dampfen und die Deutschen haben bei den Paralympics zweimal Gold geholt. Auf der A8 ist Stau und ich muss jetzt noch zum Markt - die Eier sind aus. Und jawoll, jetzt läuft auch wieder die Mucke vom Nachbarn. 
Schönes ereignisreiches Wochenende wünscht euch Koschka!


Sonntag, 23. Februar 2014

"Ob man einen Nachbarn mag oder nicht, merkt man oft erst, wenn der Möbelwagen vor seiner Tür steht"


Das Problem mit meinem neuen Nachbarn ist seine Vorliebe für Drum 'n Bass. Würde er hobby- oder berufsmäßig Flöhe dressieren, würde ich vermutlich nicht mal wissen wie er aussieht.

Der neue Nachbar ist letzten Sommer eine Etage unter mir eingezogen. Schnell war sein Beruf klar: Er ist DJ. Und ein DJ muss üben. Und das tut er nicht wie viele andere richtig guten DJs, mit richtig teuren Kopfhörern. Nein, er lässt jeden in unserer Straße an seinen Übungsstunden teilhaben. 

Anfangs war ich noch verständnisvoll. Schließlich war ich auch mal Anfang zwanzig. Und ich erinnere mich noch gut an den Applaus, den ich von meinen ehemaligen Nachbarn im Erdgeschoss bekam, als meine Musikanlage ihren Geist aufgab. 

Außerdem ist mir Drum 'n Bass alles andere als fremd! Das ist genau die "Musik"-richtung zu der ich, als ich so alt war wie der neue Nachbar, jedes Wochenende mindestens bis morgens um 6 Uhr völlig ausflippte, abzappelte und jede Menge Spaß hatte. 

Heute hat sich daran fast nichts geändert. Ich flippe immer noch aus. Vor allem um 6 Uhr morgens am heiligen Sonntag. Allerdings hat das nichts mehr mit Spaß zu tun. Sonntag ist für mich der einzige Tag in der Woche, der für völlig hemmungsloses Ausschlafen reserviert wurde. Und da möchte ich in KEINEM auch nur denkbarem Fall morgens um 6 Uhr (in Worten: SECHS!! Uhr) von meinen vibrierenden Schlafzimmerwänden geweckt werden.

Und heute Morgen - nach sieben Monaten stillschweigendem Duldens - vergaß ich dann das "ach wir waren doch auch mal jung" und "sei kein Spieser"-Schöngerede und verlor die Contenance. Und zwar sowas von! 

Aufgesprungen - angezogen - die Treppe runtergerauscht und: Erstmal freundlich geklingelt. 
Natürlich bewegte sich außer den Lautsprecherboxen in der Wohnung nichts. 

Aber ich bewegte mich. Und ich kann euch sagen: Der Doc, der meine Schulter vor zwei Monaten operiert hatte, hat ganze Arbeit geleistet. Da funktioniert alles, vor allem das entschiedene Hämmern gegen eine verschlossene Tür, und zwar so deutlich, dass sogar der neue DJ-Nachbar etwas verängstigt durch seinen Türspalt schaute.

"Ist zu laut? Sorry sorry sorry!"

Sorry? Steck dir dein Sorry sonstwohin!

"Es ist SONNTAGMORGEN!! Bei dir tickts wohl nicht mehr ganz?" 

Dann ließ ich ihn stehen und stapfte wieder in meine Wohnung zurück. Und es war Ruhe. Nun hatte ich mich eingereiht in die lange Liste der Nachbarn, die sich über den DJ-Nachbarn schon beschwerten.

Und freilich war ich nun wach. Ich habe den Sonntag richtig genutzt. Schließlich hatte ich  mindestens vier Stunden gewonnen. Am Ende bin ich fast dankbar für den unerwarteten Wecker. Aber erstens nur fast und zweitens würde ich das nie zugeben.
Einen schönen restlichen Sonntag wünscht euch eure Koschka!

Donnerstag, 23. Januar 2014

Rain Man

Wenn man sechs Wochen krank geschrieben ist und nicht gerade seine gewonnene Zeit damit verbringt, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Physiotherapie zu fahren, kann man auch endlich mal wieder jedwede Art an Frauenzeitschriften lesen.
Dieses Paralleluniversum, zu dem ich sonst nur Zutritt habe, wenn ich beim Arzt warten darf oder beim Friseur sitze. Diese Welt von bunten Hochglanzfotos mit der neuesten Mode und den neuesten Diäten und dazu das Jahreshoroskop und zwar auch auf Chinesisch. Hätte ich ein paar alte "Für Sie" und "Freundin" und "Brigitte" von vor drei Jahren noch zur Hand, ich schwöre euch, die Diäten und das Horoskop und ja, leider auch die Mode, würden sich wahrscheinlich sehr ähneln. Frauenzeitschriftenliebhaber mögen es mir verzeihen. Zudem muss ich zugeben, dass ich nicht frei davon bin, mir die Neuerungen über die Dukan-Diät durchzulesen und selbstverständlich auch wissen will, ob Jennifer Aniston nun doch noch unter die Haube kommt oder nicht oder schon wieder Schluss ist oder wie jetzt.
Aber der absolute Burner und AHA-Effekt für mich war in einer der Zeitschriften die Rubrik: Die besten Apps des Monats.
Es wurde eine App empfohlen, die auf den Nutzer eine beruhigende Wirkung haben soll. Eine Regen-App. Regentropfen auf einem Dachfenster. Ich sag euch, ich habe diese App zur Zeit fast den ganzen Tag laufen - ohne, dass ich sie mir runterladen musste. Ich sitze unter meinem Dachfenster, völlig ruhig, lausche den Regentropfen und kurz vor der vollständigen Entspannung rufe ich nur ab und an mal ganz laut in den Westflügel meiner Wohnung, wann dieser scheiß Regen endlich aufhört!
Und dann stelle ich mir vor, dass es Leute gibt, die sich diesen Dauerregen als App runterladen. Kostenlos versteht sich. Bisher habe ich diese angeblich beruhigende Wirkung dieses Dreckswetters wohl völlig missverstanden.
"Ja nun" würde mein Freund jetzt sagen und das Thema im Raum stehen lassen. Dem kann ich mich nur anschließen.
Also falls ihr leicht verspannt seid, vielleicht hilft es ja: Fröhliches Regen-App-runterladen, eure Koschka

Freitag, 10. Januar 2014

Mit den Öffis unterwegs

Durch eine Schulter-OP an die öffentlichen Verkehrsmittel gefesselt, beginne ich das neue Jahr mit reichhaltigen Erfahrungen. 
Zum Beispiel wäre da das Update meines Handys mit einer weiteren lebenswichtigen App. Darauf gebracht hat mich Manfred. 
An der Bushaltestelle vor meiner Haustür prangert auf einem Plakat ein überdimensional großer Männerkopf mit schmerzverzerrtem Gesicht. Ich denke noch, ob er wohl auch kürzlich erst an der Schulter operiert wurde? Weit gefehlt. Unter dem Plakat lese ich: "Manfred ärgert sich über die hohen Spritpreise." 
Na die Botoxindustrie wird es danken! 
Manfred wird aber wohl im Gegensatz zu mir nicht auf Bus und Bahn umsteigen, sondern nur mal kurz fürs Werbefoto ne Fratze geschnitten haben. Und weiterhin sein Auto schön volltanken und im vorgeheizten BMW jeden Morgen zur Arbeit fahren. 
Einspruch! Mutmaßung! Stattgegeben!
Ich installiere die aktuelle Nahverkehrs-App des hiesigen Verkehrsverbundes auf mein Handy, Manfred verspricht nämlich auch, dass mit der App Busfahren Spaß macht. 
Da bin ich gespannt, nämlich jeder hier aus dem Dorf hat mir versichert, dass Busfahren nicht so viel Spaß macht, da der Bus nicht so oft fährt und das ganze Unterfangen unheimlich viel Zeit vertrödelt. 
Der Spaß mit der neuen App geht schonmal damit los, dass ich mir mein Ticket morgens auf mein Handy laden kann und kein Kleingeld mehr in der Tasche haben muss. Jedenfalls nicht für die Busfahrkarte.  
Blöd nur, wenn der Busfahrer den "neumodischen Kram" nicht kennt. Da steh ich nun, mit meinem stolzen Handyticket, hinter mir eine Schlange Leute, die im Regen darauf wartet, endlich einsteigen zu dürfen und vor mir ein genervter Busfahrer, der mir dann zähneknirschend das Handyticket durchgehen lässt. Er hat wohl beim letzten Rundschreiben nicht richtig hingeguckt! Was für ein spassiger Start in den Tag. Handy-App sei dank!
Alles für die Umwelt und meine Schulter!
Gesundes Neues noch! Eure Koschka

Sonntag, 28. April 2013

Am Wochenende im Grünen


Rauchen gefährdet die Umwelt? 

Sie alle lieben Lebensmittel

Manchmal wünsche ich mir die Zeiten der Tante Emma Läden zurück. Als man am Wochenende an der Kasse den ganzen Tratsch vom Dorf erfuhr. Als man Zeit mitbringen musste, weil Tante Emma alle Kunden persönlich kannte und ein kurzes Schwätzchen immer drin sein musste. Als Tante Emma bei den Kohlrabi nicht den vollen Preis berechnete, weil diese besonders klein ausgefallen waren. 
Heute freue ich mich schon, wenn ich am Gesichtsausdruck der Kassiererin erahnen kann, dass sie sich an mich erinnert. Wo ich doch jedes Wochenende hier einkaufe. Doch sobald sie beginnt, in Windeseile meine Beute über das Band zu ziehen und es nur noch piep piep piep macht, alle Codes vom Lesegerät erkannt wurden und sie nach gefühlten 20 Sekunden mit allem fertig ist, eröffnet sie das Feuer.
Wie aus einem Maschinengewehr schießen mir die immer gleichen Fragen entgegen:
"Wollen Sie bar oder mit Karte zahlen?"
"Mit Karte bitte."
"Wollen Sie nur bezahlen oder auch Geld abheben?"
"Nur bezahlen, danke."
"Sammeln Sie Treuepunkte oder Sammelkarten?"
"Nein, danke."
"Hier bitte einmal unterschreiben, vielen Dank, ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag."
"Danke, Ihnen auch."
Dann schnell den Rest noch in den Wagen gepfeffert, der nächste Kunde druckt von hinten schon und kommt in Not, da die Hälfte seines Einkaufs schon über den Scanner gewandert ist.
Ein geruhsames restliches Wochenende wünscht 
Koschka